Faustyna Kowalska

Spiritualität von Sr. Faustyna

Die Spiritualität der hl. Schwester Faustyna lässt sich mit einem Wort beschreiben: Barmherzigkeit (göttliche und menschliche). Die Barmherzigkeit Gottes bildet das Fundament und den Mittelpunkt ihres geistlichen Lebens.

  • ihr Bild von Gott als Vater, der voll Erbarmen ist.
  • ihre Haltung des Vertrauens Ihm gegenüber.
  • ihr Gebet und ihre Askese.
  • die Qualität ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen.

"Ich möchte mich ganz in Deine Barmherzigkeit umwandeln, um so ein lebendiges Abbild von Dir zu sein, o Herr, möge diese größte Eigenschaft Gottes, Seine Unergründliche Barmherzigkeit, durch mein Herz und meine Seele hindurch zu meinen Nächsten gelangen." TB 163

"O Gott, wie reichlich hat sich Deine Barmherzigkeit ergossen und das alles hast Du für den Menschen getan. O wie sehr musst Du diesen Menschen lieben, wenn Deine Liebe zu ihm so aktiv ist." TB 1749

Sie verglich ihre Seele mit einem herrlichen Garten oder mit dem Tabernakel, der die lebendige Hostie aufbewahrt, und in der Tiefe ihres Seins verband sie sich mit dem Herrn.

"Ich suche mein Glück nirgendwo, außer in meinem Inneren, wo Gott weilt. Ich freue mich an Gott in meinem Innern, hier verweile ich unentwegt mit Ihm, hier ist mein vertrautester Umgang mit Ihm, hier weile ich sicher mit Ihm, hierher gelangt kein menschlicher Blick. Die Heiligste Jungfrau ermuntert mich zu solchem Umgang mit Gott." TB 454

"Ich fühle, dass Du in mir wohnst, mit dem Vater und dem Heiligen Geist, oder ich fühle viel mehr, dass ich in Dir lebe, o unbegreiflicher Gott... Ich lernte Dich im Innern meines Herzens kennen und gewann Dich über alles, was auf Erden oder im Himmel ist, lieb." TB 478

Wie Sr. Faustyna die Barmherzigkeit Gottes erlebt hat

Sr. Faustyna war durch das Lesen in der Hl. Schrift und guter religiöser Literatur mit der Barmherzigkeit Gottes fest vertraut. Durch die Betrachtung der Rosenkranzgeheimnisse und der Kreuzwegstationen erkannte sie die vollkommene Liebe Gottes zu uns.

Die Teilnahme an Einkehrtagen und Exerzitien bereicherten ihr Wissen über Gottes erste Eigenschaft, seine Barmherzigkeit.

Besonders das tiefe Erleben der Heiligen Sakramente, der Hl. Eucharistie und der Hl. Beichte prägte ihre Herzenshaltung zum wahrhaft grenzenlos liebenden Gott.

Wichtig war für sie auch, die Zeichen der erbarmenden Liebe Gottes im eigenen Leben wahrzunehmen. Sr. Faustyna fragte sich jeden Tag: "Was hat Gott heute für mich getan?" Und dabei bemerkte sie, dass es keinen Augenblick in ihrem Leben gab, in dem ihr die Barmherzigkeit Gottes entzogen worden war.

Die Göttliche Barmherzigkeit gleicht einem goldenen Faden, der sich durch unser ganzes Leben zieht!

Diese Erkenntnis führt zu einem grenzenlosen Vertrauen. Gott war für Sr. Faustyna ein Vater, der voll Erbarmen ist, der uns Menschen mit Verzeihung beschenkt und der uns hilft, uns von jeder Sünde zu erheben und in der Liebe zu wachsen.

Je größer die Kenntnis über unseren Gott ist, desto größer ist das Vertrauen zu ihm. Für Sr. Faustyna ist Vertrauen weder ein frommes Gefühl noch eine intellektuelle Annahme der Glaubenswahrheiten, sondern eine Haltung Gott gegenüber, die in der Erfüllung des Willens Gottes zum Ausdruck kommt.

Die hl. Sr. Faustyna ist für uns in jeder Situation ein Vorbild kindlichen Vertrauens. Selbst wenn sie sehr litt und ihr Vertrauen schwer geprüft wurde, kam sie zum Tabernakel und rief:

"Herr, auch wenn Du mich töten solltest, werde ich Dir vertrauen." TB 77

"Wenn meine Seele gequält ist, denke ich: Jesus ist gütig und voller Barmherzigkeit; auch wenn die Erde unter meinen Füßen schwinden sollte, würde ich nicht aufhören, Ihm zu vertrauen." TB 1192

Das Erkennen seiner unendlichen Barmherzigkeit rief in ihr das Verlangen hervor, diese Eigenschaft Gottes im eigenen Leben widerzuspiegeln. Das heißt, barmherzig gegenüber den Nächsten zu sein. "Ich möchte mich ganz in Deine Barmherzigkeit umwandeln“, betete Sr. Faustyna, „um ein lebendiges Abbild von Dir zu sein." TB 163

"O Herr, möge diese größte Eigenschaft Gottes, Seine Unergründliche Barmherzigkeit, durch mein Herz und meine Seele hindurch zu meinen Nächsten gelangen.

 

Hilf mir, o Herr, dass meine Augen barmherzig schauen, dass ich niemals nach äußerem Anschein verdächtige und richte, sondern wahrnehme, was schön ist in den Seelen meiner Nächsten und ihnen zu Hilfe komme.

 

Hilf mir, dass mein Gehör barmherzig wird, damit ich mich den Bedürfnissen meiner Nächsten zuneige, dass meine Ohren nicht gleichgültig bleiben für Leid und Klage der Nächsten.

 

Hilf mir, Herr, dass meine Zunge barmherzig wird, dass ich niemals über meine Nächsten abfällig rede, sondern für jeden ein Wort des Trostes und der Vergebung habe.

 

Hilf mir, Herr, dass meine Hände barmherzig und voll guter Taten sind, damit ich meinem Nächsten nur Gutes tue und schwierigere, mühevollere Arbeit auf mich nehme.

 

Hilf mir, dass meine Füße barmherzig sind, dass sie meinen Nächsten immer zu Hilfe eilen und die eigene Mattheit und Ermüdung beherrschen. Meine wahre Rast ist im Dienst am Nächsten.

 

Hilf mir, Herr, dass mein Herz barmherzig ist, auf dass ich alle Leiden der Nächsten empfinde, dass ich niemandem mein Herz versage, aufrichtigen Umgang auch mit denen pflege, von denen ich weiß, dass sie meine Güte missbrauchen werden;

 

Ich selbst werde mich im Barmherzigsten Herzen Jesu verschließen. Über eigene Leiden will ich schweigen. Deine Barmherzigkeit, o mein Herr, soll in mir ausruhen." TB 163

Jesus belehrte sie oftmals über die Notwendigkeit der Barmherzigkeit, die dem Nächsten durch die Tat, das Wort und das Gebet erwiesen wird. Er sagte zu ihr:

"… schreibe das auf für viele Seelen, die sich manchmal grämen, weil sie keine materiellen Güterbesitzen, durch die sie Barmherzigkeit ausüben könnten. Einen größeren Wert hat die Barmherzigkeit des Geistes, für die man weder eine Erlaubnis haben, noch einen Speicher besitzen muss. Sie ist allen Seelen zugänglich." TB 1317

"Wenn die Seele nicht in irgendeiner Weise Barmherzigkeit übt, wird sie am Tage des Gerichts Meine Barmherzigkeit nicht erfahren. Wenn doch die Seelen ewige Schätze ansammeln wollten, sie würden Meinem Urteil mit Barmherzigkeit zuvorkommen und nicht gerichtet werden." TB 1317

Jesus bittet um wenigstens einen Akt der Nächstenliebe, der aus Liebe zu Ihm vollbracht wird, durch die Tat, das Wort oder das Gebet.

Hier ist die Absicht wichtig, aus Liebe zu Jesus, weil sich die christliche Barmherzigkeit von natürlicher Wohltätigkeit oder Menschenfreundlichkeit unterscheidet.

Sr. Faustyna unterstreicht die enge Verknüpfung der menschlichen Barmherzigkeit mit der Göttlichen Barmherzigkeit, weil die Barmherzigkeit Gottes das Vorbild für die christliche Barmherzigkeit ist. Barmherzigkeit, die im Geiste Christi geübt wird, ist gleichzeitig Anteil an der Barmherzigkeit Gottes, der Seine Barmherzigkeit über die ganze Welt ergießt, indem Er sich der Herzen der Menschen bedient.

Nur eine so verstandene Barmherzigkeit, die sich auf die geoffenbarte Wahrheit stützt und eng mit Gott verbunden ist, kann das Herz des Menschen bewegen. Sr. Faustyna, betete:

"O mein Jesus, jeden Deiner Heiligen prägt eine Deiner Eigenschaften. Ich will von Deinem gütigen, barmherzigsten Herzen geprägt sein und will es lobpreisen. Deine Barmherzigkeit, o Jesus, soll meinem Herzen und meiner Seele als Siegel aufgeprägt sein, als mein Zeichen in diesem und im künftigen Leben." TB 1242

Die Spiritualität der hl. Sr. Faustyna lässt sich wie folgt zusammenfassen:

  • Das Erkennen der Barmherzigkeit Gottes in unserem Leben durch die Ausgießung seiner Gnaden in den Sakramenten, besonders in der Hl. Beichte.
  • Eine Haltung kindlichen Vertrauens zu Gott und der Barmherzigkeit gegenüber den Nächsten.
  • Die Liebe zur Kirche als der besten Mutter.
  • Die Liebe zum mystischen Leib Christi.
  • Die Liebe zur Hl. Eucharistie.
  • Die Liebe zur Muttergottes, die für sie Mutter und Vorbild der vollkommenen Gottesliebe ist.